Literatur – Recht – Medien:
Modellierungen von Öffentlichkeit in der Nachkriegszeit (1945-1962)
Gegen welche realen oder fiktiven Instanzen schreiben Autor:innen an, die sich nach 1945 in den westlichen Besatzungszonen und nach 1949 in der jungen Bundesrepublik offen oder versteckt gegen die ›neue Öffentlichkeit‹ positionieren? Welche Öffentlichkeitskonzepte bringen sie in Stellung? Auf welche medialen und rechtlichen Strukturen, auf welche literarischen Strategien setzen sie?
Ziel ist es, Muster der literarischen und publizistischen Öffentlichkeitskritik in ihrer Komplexität und in ihrem zeitlichen Verlauf zu rekonstruieren und schematische Zugänge zu differenzieren. Das Projekt konzentriert sich auf zwei Textsorten, in denen die Auseinandersetzung mit der Neuformation der Öffentlichkeit in besonderer Weise greifbar wird: zum einen nonfiktionale Texte (literarische Essays), zum anderen fiktionale Texte (Erzählprosa). Analysiert werden dabei (1) ideologische Stereotype (antiamerikanische oder antiliberale Positionen, antisemitische Einschläge etc.); (2) argumentative und performative Strategien, etwa die Inszenierung von Situationen unterdrückter bzw. freimütiger Rede (Parrhesie), der Einsatz rhetorischer Figuren der Praeteritio bzw. der Paralipse.
Das Projekt kombiniert DH-basierte Zugänge (Data-Mining, Netzwerkanalyse) mit klassisch literaturwissenschaftlichen Ansätzen (ideengeschichtlich und rechtswissenschaftlich informierte Textinterpretation).
Aktuelles:
– »Öffentlichkeitskonzepte bei Margret Boveri.« In: Zeitschrift für Germanistik N.F. 33 (2023), H. 2, S. 328–347.
»Erbherrschaft ist Werkherrschaft und Vetomacht.« In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. März 2023, S. N3.
– [Rez.] »Demokratie und Öffentlichkeit: Selbstgestrickt und ferngetrollt. Der Philosoph Jürgen Habermas beschäftigt sich mit der schönen neuen Medienwelt.« In: Tagesspiegel, 21. September 2022.
– DH-Stipendium, Deutsche Nationalbibliothek, WS 2022/23.
– [Rez.] »Konstantin Götschel: Katalysatoren der Kulturkritik? Konservative Verlage im Westdeutschland der Nachkriegszeit. Die DVA als Beispiel.« In: Zeitschrift für Germanistik N.F. 32 (2022), H. 3, S. 692-694.
– Vortrag: »Demokratisches Potential, völkische Sprengkräfte? Common Sense nach 1945«, Colloquium Series: Common Sense in the Age of Populism: Between Critique and Resentment, Goethe-Universität Frankfurt, Oktober 2021.
Literatur, Kritik und Philosophie im 18. Jahrhundert
Im Fokus steht das Verhältnis von Literatur, Philosophie und Kritik, so in der Dissertation, die in detailgenauen Interpretationen und in Auseinandersetzung mit neuesten Forschungsergebnissen Lessings und Wielands ästhetische und moralphilosophische Ansätze profiliert. Sie zeichnet die Auseinandersetzung mit aristotelischen und ciceronischen Vorstellungen von »Phronesis« und »Prudentia«, ebenso mit der angelsächsischen Aufklärungsphilosophie (David Hume, Adam Smith, Shaftesbury) nach. Über die Dissertation hinaus wird der Schwerpunkt in einer Reihe von Vorträgen und Publikationen weiterverfolgt, zudem in der Lehre kontinuierlich vertreten. Von besonderem Interesse sind gegenwärtig, wissenschaftsgeschichtlich ansetzend, Öffentlichkeitskonzepte der Aufklärungszeit, darüber hinaus die Shaftesbury-Rezeption im 18. Jahrhundert (Wieland, Möser, Herder).
Aktuelles:
– [Art.] »Christoph Martin Wieland (1733-1813).« In: Handbuch Märchen. Hg. v. Lothar Blum und Stefan Neuhaus. Heidelberg: Metzler, 2023, S. 211-214.
– [Rez.] »Angela Steidele, Aufklärung. Ein Roman. Berlin, Insel 2022.« In: Arbitrium 41 (2023), H. 1, S. 1–7.
– [Rez.] »Von der Sprache verführt? Andreas Kablitz vermisst das Verhältnis von Literaturtheorie und Philosophie.« In: JLTonline (06.12.2022). Link: http://www.jltonline.de/index.php/reviews/article/view/1167/2717.
– [Art.] »Lessing, Gotthold Ephraim.« In: Encyclopedia of the Philosophy of Law and Social Philosophy. Hg. v. Mortimer Sellers u. Stephan Kirste. Wiesbaden: Springer, 2022. DOI: 10.1007.978-94-007-6730-0.
– Vortrag: »Gegenöffentlichkeiten im 18. Jahrhundert«, Konferenz: Literature, the Arts, and the Transformation of the Public Sphere, 1715-1815, Bonn, Dezember 2021.
– Beobachtung und Urteil: Literarische Aufklärung bei Lessing und Wieland. Heidelberg: Winter, 2019 (Wieland im Kontext. Oßmannstedter Studien, Bd. 3).
– Carl Niekerk: [Rez.] »Beobachtung und Urteil.« In: Das 18. Jahrhundert 45 (2021), S. 315-316.
– Tristan Coignard: [Rez.] »Beobachtung und Urteil.« In: Revue Lumières 35(2020), S. 167-169.
Literatur in der DDR
Die literatur- und wissenschaftsgeschichtliche Auseinandersetzung mit Literatur in der DDR bildet einen Schwerpunkt in Forschung und Lehre. Ein Akzent des wissenschaftsgeschichtlichen Parts lag auf den Evaluationsprozessen nach 1989-1991. Gegenwärtig befasse ich mich mit Narrativen über ›DDR-Literatur‹. Dadurch grundiert ist die Auseinandersetzung mit literarischen Texten, etwa mit Biermanns früher Lyrik (Katalogbeitrag für die Ausstellung (2023) im DHM »Wolf Biermann. Leben und Werk«, kuratiert von Monika Boll).
Aktuelles:
– »Der Sound der Drahtharfe. Wolf Biermanns Lyrik.« In: Wolf Biermann. Ein Lyriker und Liedermacher in Deuschland. Hg. v. Dorlis Blume, Monika Boll u. Raphael Gross. Berlin: Chr. Links, 2023, S. 78-94.
–Vortrag: »Konjunkturen von Narrativen über ›DDR-Literatur‹«, Workshop: DDR-Literaturforschung, Bonn, Juni 2022.
– Herausgeberschaft, Themenschwerpunkt: Germanistik in der DDR. Mitteilungen des deutschen Germanistenverbandes 64 (2017), H. 2.
Literatur und Erziehung
Einen Schwerpunkt in Forschung und Lehre bildet das Verhältnis von Literatur und Erziehung, insbesondere die Reflexion auf didaktische Konzepte in der Literatur wie auch auf didaktische Funktionalisierung von Literatur. Dabei rücken Gattungen wie Märchen, Fabeln, Parabeln, aber auch der Bildungsroman in den Fokus.
Aktuelles:
– [Art.] »Christoph Martin Wieland (1733-1813).« In: Handbuch Märchen. Hg. v. Lothar Blum und Stefan Neuhaus. Heidelberg: Metzler, 2023, S. 211-214.
– Christoph Martin Wieland: Märchen. Berlin: Insel. Ersch. 2023 (gem. m. M. Lepper).
– Sommersemester 2023: »Pünktchen ohne Anton. Mädchenfiguren in der Kinder- und Jugendliteratur des 20. Jahrhunderts«, Seminar (BA/LA), Universität Erfurt, Neuere deutsche Literatur
– Sommersemester 2023: »Schildbürger in der Literatur des 18.–20. Jahrhunderts«, Seminar (BA/LA), Universität Erfurt, Neuere deutsche Literatur
– Wintersemester 2022-23: »Fabeln und Parabeln von Lessing bis Kafka«, Seminar (BA/LA), Universität Erfurt, Literaturwissenschaften.