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Aktuelle Forschungsschwerpunkte

Wie haben Autorinnen und Autoren die Öffentlichkeit nach 1945 mitgeprägt? Wie haben sie deren Strukturen und Konflikte in ihrem Schreiben reflektiert? Mit diesen Fragen beschäftige ich mich gegenwärtig in meinem Projekt: Literatur – Recht – Medien. Modellierungen von Öffentlichkeit in der Nachkriegsliteratur, 1945–1962/63. Das Projekt verbindet literaturwissenschaftliche Textinterpretationen mit der Analyse von Metadaten.

Bibliothekskataloge bilden, so die Ausgangsüberlegung, eine für das Text- und Datamining bislang unterschätzte Quelle. In meinem Projekt interessiere ich mich für die Daten der Buchpublikationen, die als Belletristik klassifiziert werden und zwischen 1945 und 1963 erschienen sind. Gegenwärtig stütze ich mich primär auf die Metadaten der Deutschen Nationalbibliothek (DNB). Ergänzend beziehe ich Metadaten der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB), der Bayrischen Staatsbibliothek (BSB) sowie der vom Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) und dem Gemeinsame Bibliotheksverbund (GBV) betriebenen Datenbank K10Plus mit ein.

Bevor die Gesamtauswertung veröffentlicht wird, präsentiere ich in meinem Blog einzelne Ansätze und Funde.

Literaturgeschichte aus Metadaten?

Im Bereich Data Mining hat sich in den letzten Jahren viel getan: Das gilt auch für sammelnde Institutionen. Die großen Bibliotheken stellen mittlerweile ihre Daten für die Forschung zum Abruf über Schnittstellen (in der Regel SRU und OAI) bereit; zugleich haben sie data labs eingerichtet, die beim Zugriff auf die Daten unterstützen. Mir hat ein DH-Stipendium der DNB ermöglicht, mit der Auswertung der bibliothekarischen Metadaten zu beginnen. Weiter lesen…

Wie viele Titel? Belletristische Publikationen zwischen 1945 und 1963

Wer mit bibliothekarischen Metadaten arbeitet, stützt sich auf Daten, die sich im Wandel befanden und noch finden: Bibliotheken erwerben weiterhin neue Bücher, überarbeiten Katalogeinträge oder verändern ihre Erschließungskriterien: Die Historische Systematik etwa, die der Erschließung im Alten Realkatalog (ARK) der Staatsbibliothek zu Berlin zu Grunde liegt, wurde nur bis 1955 verwendet. Umso wichtiger ist es, die abgerufenen Daten mit überlieferten Angaben abzugleichen. Weiter lesen…

El Buen Libro, gegründet 1945 in Buenos Aires

Bei der Auswertung bibliographischer Metadaten (DNB, 1945–1963) bin ich auf einen Verlag gestoßen, dessen Profil Fragen aufwirft: Es handelt sich um den deutschen Verlag »El Buen Libro«, ansässig in Buenos Aires. Zwischen 1945 und 1949, also in der sog. Lizensierungsphase, veröffentlichten dort eine ganze Reihe nationalsozialistischer Autoren, darunter Werner Beumelburg, der für Hermann Göring das Kriegstagebuch führte, Hans Friedrich Blunck, der erste Präsident der Reichsschriftumskammer, dessen Name sich auf der ›Gottbegnadeten-Liste‹ findet, oder Hans Grimm, der vor 1945 und nach 1949 die ›Lippoldsberger Dichtertage‹ organisierte. Weiter lesen…